- traucheck Redaktion
Das Geheimnis der glücklichen Ehe - verraten von Silvia Schäfler
Wir hatten das besondere Glück mit Silvia Schäfler, Taurednerin aus Leidenschaft, über die Faktoren sprechen zu können, die eine Ehe im Gleichgewicht hält.
Bitte stelle dich/euch unseren Lesern kurz vor.
Silvia Christiane Schäfler, geboren in Südhessen, 5x11 Jahre (habe meine ersten Redner-Lorbeeren in der Bütt gesammelt), in 2. Ehe mit meinem Mann, besten Freund, meiner größten Herausforderung & Geschäftspartner Markus Schäfler, geboren am Bodensee, verheiratet.
Ich liebe die Farben Blau und Rot. Das hat vielleicht damit etwas zu tun, dass ich im Sonnenzeichen Krebs (Wasser) mit Aszendent Löwe (Feuer) geboren wurde und mit einem Löwen verheiratet bin. Meine Interessen sind extrem breit gefächert. Ich bin neugierig und wissbegierig auf so ziemlich alles.
Das ist auch der Hauptgrund, dass ich bisher in noch keinem Beruf so lange ausgeübt habe wie jetzt als Traurednerin. Hier lerne ich ständig neue Menschen und deren Geschichte kennen, kann kreativ sein, in die Tiefen der Persönlichkeiten eintauchen, helfen, etwas heilen, wenn Verletzungen da sind, mich mit meinen Brautpaaren wie Bolle freuen und genauso auch weinen, wenn es berührend und bewegend wird - … das passiert bei unseren Traugesprächen ganz oft, dass wir zu Dritt dasitzen und mit unseren Tränen kämpfen, weil es gerade so schön ist. Meine Sprachen sind neben Deutsch, Englisch und Französisch … und ich liebe das Reisen – auch für Trauzeremonien in ganz Deutschland und weltweit.
Wie genau kamst du dazu Traurednerin zu werden?
Zur Traurednerin kam ich eigentlich wie die Jungfrau zum Kinde. Ursprünglich komme ich aus der Verwaltung. Nach meinen Ausbildungen zur Stenosekretärin und Beamtin war ich die jüngste Aufgabenbereichsleiterin in einer Haushaltsabteilung einer großen Hessischen Behörde. Für mich war schon immer klar, dass ich sehr früh eine Familie haben wollte. Ich heiratete mit 21 und bekam ein Jahr später meine Tochter und danach noch meine beiden Söhne. In der Familienzeit arbeitete ich zunächst freiberuflich als Finanzdienstleisterin, danach bei verschiedenen Verlagen im Schriftsatz (das ist heute überhaupt nicht mehr vorstellbar, wie vor 30 Jahren gelayoutet wurde). Ich war zwar mit meinen drei Kindern mehr als beschäftigt, aber mein Geist und Verstand langweilte sich zu Tode.
Was tun? Theologie studieren. Nebenher jobbte ich als Tuppertante. Heute weiß ich gar nicht mehr, wo ich die Zeit her hatte. Aus dem just-for-fun-Studium wurde immer mehr Ernst. Um eine Stelle für die praktische Ausbildung als Gemeindereferentin zu bekommen und aus div. anderen Gründen zogen wir ins Allgäu. Ich verwirklichte meinen Traum vom eigenen Haus und war total glücklich, ein Stück Berufung leben zu können.
Daran zerbrach jedoch meine Ehe. Es war eine sehr schwere Zeit, in der ich sehr reifte … und die systemische Therapie kennenlernte und mich auch hier fortbildete. Die perfekte Kombination für meine Gemeinde-Seelsorge-Arbeit.
Eine Stelle bekam ich zwar zunächst nicht, so war ich zwischenzeitlich die „Frau Pfarrer Kneipp“ in seinem selbstgegründeten Kurhaus in Bad Wörishofen. Nebenher führte ich noch den Haushalt eines Pfarrers. In der Gemeinde wurde ich dann angefragt, auch pastoral mitzuarbeiten. So schließt sich der Kreis, dachte ich: Arbeiten als Gemeindereferentin.
Und dann kam die Liebe dazwischen: Mein Chef und ich waren uns mehr als nur sympathisch und spirituell aus einem Guss. Wir heirateten und hatten damit unsere gesamte Existenzgrundlage aufgegeben.
Eigentlich wollten wir uns als systemische Berater selbständig machen. Mein Mann Markus wollte gerne weiterhin Trauerfeiern und Trauungen anbieten. Auf unserer damaligen Homepage definierten wir nicht genau, wer was macht. Die erste Anfrage für eine freie Trauung kam … an mich und auch die zweite (gleich mal deutsch-israelisch und dann auch noch auf Englisch). Ich war überrascht und im ersten Moment total überfordert. Ich kann das nicht. Markus erinnerte mich jedoch daran, dass ich ja sowieso schon alle „Event-Gottesdienste“ (Erstkommunion/Firmung mit 900 Gottesdienstbesuchern) ihm perfekt auf den Leib geschneidert habe. Da werde ich doch wohl auch eine Trauung hinbekommen. Für die Ansprache, als Kernstück der Trauzeremonie, bekam ich von ihm noch den letzten Schliff.
… und ich habe zu meiner wahren Berufung gefunden. Ich kann mir gar nichts anderes mehr vorstellen. Ich brenne dafür, jedem einzelnen Brautpaar SEINE EIGENE Trauzeremonie zu schaffen, die sie berührt, die Erinnerungen tief ins Herz legt. Und auch heute noch sterbe ich fast vor Lampenfieber – das merkt glücklicherweise niemand.
Ihr arbeitet schon ziemlich lange in der Branche und habt über 600 Paare trauen dürfen. Ihr seht aber eure Arbeit als mehr als nur die Trauzeremonie als solches an. Kannst du unseren Lesern das näher bringen?
Das hat mit unserer Sichtweise auf den Hochzeitstag zu tun. Aus unserer eigenen Erfahrung wissen wir, dass ein Hochzeitstag kein Happyend ist. Er ist der 1. Tag der Zukunft als Ehepaar. An diesem Tag beginnt etwas Neues. Ich finde, dieser Satz drückt es perfekt aus: „Eure Heirat ist nicht die Einfahrt in den ruhigen Hafen, sondern eine Ausfahrt aufs offene Meer.“
Als Brautpaar weiß man nicht, was alles im Leben noch auf einen wartet. Dafür stärken wir unsere Paare allein dadurch wie wir unsere Traugespräche führen. Wir schauen uns alles an, was sie miteinander glücklich macht, aber auch die Macken und auch die nicht so angenehmen Seiten, wenn z. B. (unglücklich) geschiedene Eltern, Konflikte etc. im Hintergrund wabern.
Nach der ersten Euphorie können sich diese Störungen zu Stolpersteinen entwickeln. Als systemische Therapeutin habe ich das nötige Handwerkszeug, in der Vorbereitung schon einiges aus dem Weg zu räumen. Da sich bisher nur sechs meiner Paare getrennt haben, denke ich, ist das ein guter Ansatz.
Du hast viele Paare in deiner Berufung kennenlernen dürfen – was denkst du, sind die Erfolgsfaktoren einer erfüllten Ehe?
Es gibt einige Faktoren, die sehr wichtig sind:
- sich vom anderen angenommen fühlen, mit ALLEM, den guten und scheinbar schlechten Seiten,
- offener, ehrlicher, respektvoller Umgang,
- Zeit miteinander verbringen – Zeit für sich selber nehmen und das auch dem Partner zugestehen,
- mit sich selber respektvoll umgehen, sich selber annehmen und lieben konstruktiv diskutieren,
- halbwegs versöhnt schlafen gehen, wenn es tatsächlich mal Streit gibt,
- den anderen sein lassen, wie er ist – eine Umerziehung geht immer schief, außerdem verliert man den Mensch, in den man sich verliebt hat,
- Verantwortlichkeiten im Haushalt, beim Geld, Reiseorga etc. klären,
- klären wie wichtig der Beruf für jeden der Partner ist,
- sich gegenseitig unterstützen und auffangen, wenn etwas schiefläuft
- Pärchen-Rituale beibehalten,
- Handy am Feierabend abschalten,
- miteinander sprechen, reden, vom Tag erzählen, Erlebnisse teilen,
- und ganz wichtig: Humor, Humor, Humor.
Du planst in der Zukunft eine Seminarreihe. Kannst du uns hier schon Details drüber verraten?
Einige Jahre bin ich damit schwanger gegangen, ein Seminar für werdende Eltern anzubieten, denn auf alles, was das Kind betrifft, werden junge Eltern vorbereitet: Geburtsvorgang, Pflege, Ersthilfe etc.
ABER, was mit ihnen als Paar passiert, da spricht kein Mensch darüber. Das habe ich immer wieder bei Babybesuchen gehört und dabei auch eine gewisse Überforderung herausgehört.
Nun ist eine ganz Seminarreihe daraus geworden. Wir haben einfach die Themen, die wir sowieso in unseren Traugesprächen mal mehr mal weniger ansprechen zu weiteren Seminareinheiten ausgearbeitet.
Und das ist daraus geworden:
- Upgrade your marriage & die Liebe bleibt - DAS Paarseminar
- Paarseminare für glückliche Paare
- 1+1=3 – wenn aus Liebenden Eltern werden
- Frauisch/Männisch verstehen leicht gemacht: Frauen reden anders & Männer auch
- „Gleich & gleich gesellt sich gern“ oder doch lieber „Unterschiede ziehen sich an“ - ein starkes Team
- Herbstliebe – wenn die Kinder aus dem Haus gehen
Ihr seid ja beide Theologen. Traut Ihr auch Paare, die nicht religiös heiraten möchten oder auch gleichgeschlechtliche Paare?
Ja, klar. Tatsächlich sind nur ca. 10 % unserer Trauungen mit einem religiösen/interkulturellen Hintergrund (katholisch/evangelisch, jüdisch, griechisch-orthodox, muslimisch). 90 % sind weltanschaulich neutral, also komplett ohne Gottesbezug. Meine ganz besondere Liebe gilt den mittelalterlichen Trauungen, für die ich leider viel zu selten angefragt werde.
Uns geht es darum, liebenden Menschen einen einzigartigen Moment in ihrem Leben zu schenken, den sie nie wieder vergessen, den sie für immer im Herzen tragen, der ihnen über manche Klippe in der Ehe hilft. Ich sage auch ganz bewusst, liebenden Menschen. Für uns spielt es überhaupt keine Rolle, ob sich nun ein Mann und eine Frau lieben, zwei Frauen oder zwei Männer lieben. Die Liebe ist es, die wir feiern.
Vielen lieben Dank für das tolle Interview!
Foto Silvia und Markus: Darren Jacklin photography
Foto Teaser: congerdesign von Pixabay
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