Man darf das Leben tanzen bis zum Schluss - Torsten Schröder im Interview

Torsten SchröderWir durften mit Trauerredner Torsten Schröder sprechen, der es mit seinen persönlichen, empathischen und individuellen Reden schafft einen würdevollen Abschied zu gestalten. Was ihn dazu bewogen hat Trauerredner zu werden und was er sich für seine eigene Trauerfeier wünschen würde, erzählt er im Interview.

Lieber Torsten, bitte stelle Dich unseren Lesern kurz vor.

Hallo, ich bin Torsten Schröder, 39 Jahre alt, und seit 15 Jahren freiberuflich als Moderator, Hochzeitsredner, Trauerredner und Tanzlehrer tätig. Meine Arbeit ist sehr vielfältig, aber eines haben alle Bereiche gemeinsam: Ich begleite Menschen in besonderen Momenten ihres Lebens – sei es im freudigen Rahmen einer Hochzeit oder in der emotionalen Tiefe einer Trauerfeier.

Was hat Dich dazu bewogen, Trauerredner zu werden? Wie hat alles begonnen?

Meine Motivation, Trauerredner zu werden, kam aus einer sehr persönlichen Erfahrung. Ich habe bei Beerdigungen in meiner eigenen Familie oft Reden erlebt, die einfach nicht das widerspiegelten, was der Verstorbene oder die Hinterbliebenen verdient hätten. Diese Momente haben mir gezeigt, wie wichtig es ist, eine Trauerrede mit Empathie, Persönlichkeit und einem feinen Gespür für die Familie zu gestalten. So begann mein Weg als Trauerredner – ich wollte es einfach anders und besser machen.

Es gibt weitaus fröhlichere Anlässe als eine Beerdigung. Warum machst Du das?

Natürlich gibt es leichtere und fröhlichere Anlässe. Aber gerade weil eine Beerdigung ein so emotionaler und wichtiger Moment ist, möchte ich den Angehörigen etwas geben, das ihnen Kraft und vielleicht auch einen kleinen Funken Trost schenkt. Eine gut gestaltete Trauerrede kann helfen, den Abschied würdevoll zu gestalten und gleichzeitig die Erinnerungen an den Verstorbenen auf eine schöne Weise lebendig zu halten. Es ist ein sehr wertvoller und bedeutsamer Teil meiner Arbeit.

Wie kommen Angehörige/Hinterbliebene und Du zusammen?

In der Regel finden Angehörige über Empfehlungen oder meine Website zu mir. Gleichzeitig arbeite ich sehr intensiv mit einigen Bestattungsunternehmen sehr vertrauensvoll zusammen. Sobald der erste Kontakt da ist, führen wir ein ausführliches Gespräch – meist bei den Familien zu Hause. Dabei geht es nicht nur um die Fakten des Lebens des Verstorbenen, sondern auch um die persönlichen Anekdoten, die besonderen Momente und die kleinen Eigenheiten, die diesen Menschen ausgemacht haben. Das ist der Grundstein für die Rede.

Wie geht es dann weiter?

Nach dem Gespräch ziehe ich mich zurück und beginne, die Rede zu schreiben. Es ist mir sehr wichtig, dass jede Rede absolut individuell ist – es gibt keine vorgefertigten Texte, keine Floskeln. Ich schreibe alles frei und so, dass es perfekt zu der verstorbenen Person und zur Familie passt.

Was macht für Dich eine gelungene Trauerrede aus?

Eine gelungene Trauerrede fängt die Essenz des Verstorbenen ein – sie sollte persönlich, empathisch und individuell sein. Manchmal gehört auch eine Prise Humor dazu, denn das Leben des Verstorbenen war nicht nur von Traurigkeit geprägt. Für mich ist es wichtig, die Familie zu berühren, sie zum Nachdenken zu bringen und vielleicht auch ein Lächeln auf ihre Gesichter zu zaubern, wenn sie an die schönen Momente mit ihrem geliebten Menschen zurückdenken.

Auf Deiner Website springt einem wortwörtlich sofort das Zitat „Man darf das Leben tanzen bis zum Schluss“ ins Auge. Was hat es damit auf sich?

Das Zitat spiegelt meine Grundhaltung wider. Auch wenn der Tod ein trauriger Moment ist, bin ich davon überzeugt, dass das Leben bis zum Ende gefeiert werden darf – und manchmal auch sollte. Das bedeutet nicht, dass man den Tod nicht ernst nimmt, sondern dass man den Fokus auf das legt, was das Leben des Verstorbenen ausgemacht hat. Tanzen steht dabei für Lebensfreude, Bewegung und Ausdruck – Werte, die uns bis zum Schluss begleiten dürfen.

Was war der ausgefallenste Wunsch, den Du von Angehörigen/Hinterbliebenen erhalten hast?

Einmal wurde ich gebeten, bei einer Trauerfeier einen kleinen Tanz einzubauen – eine sehr bewegende Idee, weil der Verstorbene ein leidenschaftlicher Tänzer war. Das hat mir gezeigt, wie vielfältig Trauerfeiern sein können und wie sehr sie die Persönlichkeit des Verstorbenen widerspiegeln dürfen. Solche Wünsche sind für mich immer etwas Besonderes.

Gab es einen ganz besonderen Moment, der bei Dir einen bleibenden Eindruck hinterlassen hat?

Es gibt viele besondere Momente, aber einer, der mir bis heute in Erinnerung geblieben ist, war eine Trauerfeier, bei der die Familie am Ende der Rede laut geklatscht hat. Das war ihr Weg, sich zu bedanken und die Rede als etwas Positives anzunehmen. In dem Moment wurde mir klar, dass meine Arbeit den Menschen wirklich Trost spenden kann.

Was passiert nach der Trauerfeier? Gibt es Rituale oder Dinge, die Du tust, um auf andere Gedanken zu kommen?

Nach der Trauerfeier brauche ich oft etwas Zeit für mich, um die Emotionen zu verarbeiten. Ein Spaziergang an der frischen Luft hilft mir, wieder klare Gedanken zu fassen. Manchmal ist auch Tanzen meine Art, den Kopf freizubekommen – es gibt mir die Möglichkeit, wieder ins Gleichgewicht zu kommen.

Zum Schluss musst Du uns noch verraten, was Du Dir für Deine eigene Trauerfeier wünschen würdest?

Für meine eigene Trauerfeier wünsche ich mir, dass es ein Fest des Lebens wird. Ich möchte, dass die Menschen an mich denken und lachen können. Vielleicht sogar, dass ein paar schöne Lieder gespielt werden, die mich und meine Leidenschaft für Musik und Tanz widerspiegeln. Ein letzter Tanz für das Leben – das wäre für mich der schönste Abschied.

Vielen Dank für das tolle Interview lieber Torsten!

Fotos: © www.fotogen-studio.de (Gudrun Bertram)

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Torsten Schröder - Freier Trauerredner
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